Der Mittelstand im Visier: Fünf essenzielle Strategien im Kampf gegen Cybercrime
Februar 2025 von Anouck Teiller Chief Strategy Officer bei HarfangLab
Cyberangriffe nehmen weiterhin zu und rücken zunehmend auch mittelständische Unternehmen ins Visier von Hackern. Und doch sind viele Betriebe immer noch unzureichend geschützt – oft, weil sie die digitale Bedrohungslage unterschätzen. Anouck Teiller, Chief Strategy Officer bei HarfangLab, stellt fünf Maßnahmen vor, mit denen Mittelständler ihre Cybersicherheit verbessern können.
Die Digitalisierung bietet viele Chancen, erhöht aber zugleich die Anfälligkeit von Unternehmen für Cyberangriffe. Zuletzt gaben in einer Bitkom Umfrage 81 Prozent der befragten deutschen Unternehmen an, im Vorjahr Opfer von Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage geworden zu sein – darunter auch zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Mehrheit der betroffenen Unternehmen ist sich zwar über das drohende Ausmaß eines Cyberangriffes bewusst, trotzdem fehlt es vielen an ausreichender Vorbereitung. Dabei haben die gezielten Cyberangriffe besonders für KMU meist verheerende und existenzgefährdende Folgen. Wer jedoch frühzeitig in wirksame Schutzmaßnahmen investiert, kann das Risiko erheblich reduzieren und seine digitale Sicherheit stärken.
1. IT-Inventur: Wissen, was geschützt werden muss
Ohne eine klare Übersicht über die eigene IT-Infrastruktur bleibt Sicherheit Stückwerk. Unternehmen sollten daher regelmäßig ihre Systeme, Zugriffsrechte und Netzwerkschnittstellen analysieren. Besonders sensible Daten – etwa Kundeninformationen oder Finanzdaten – müssen mit höchsten Standards gesichert werden. Ein geordnetes IT-Management reduziert Schwachstellen und ermöglicht gezielte Schutzmaßnahmen.
2. Simulationen durchführen: Übung macht den Meister
Ein Cyberangriff ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“. Deshalb sollten Unternehmen Notfallpläne in realitätsnahen Szenarien testen. Denn wer den Ernstfall durchspielt, kann schneller und gezielter reagieren – und damit den Schaden bestmöglich minimieren. Dazu gehören Penetrationstests, die in der IT-Infrastruktur gezielt nach Schwachstellen suchen, sowie kontinuierliche Schwachstellen-Scans. Besonders kritisch: Viele Cyberangriffe entstehen durch Phishing und menschliche Fehler, was sie zu einem großen Risikofaktor für KMUs macht. Nicht nur die IT-Teams sollten sich also vorbereiten, sondern auch Mitarbeitenden müssen aktiv geschult und getestet werden. Phishing-Simulationen und interaktive Sicherheits-Trainings helfen, gefährliche E-Mails zu erkennen und richtig zu reagieren.
3. Externe Unterstützung und Automatisierung nutzen
KMUs stehen vor einer doppelten Herausforderung: Während Cyberangriffe immer ausgefeilter werden, fehlt es oft an qualifizierten Cyberspezialisten, um angemessen darauf zu reagieren. Doch die IT-Sicherheit kann nicht darauf warten, bis offene Stellen besetzt sind. Unternehmen müssen alternative Strategien nutzen, um ihre IT-Abwehr trotz Personalmangels zu stärken. Dazu gehören automatisierte Sicherheitslösungen, der Einsatz externer Experten oder Managed Security Service Provider (MSSPs) sowie gezielte Schulungen für bestehende Teams. KMUs sollten ihre Cyberstrategie so aufstellen, dass sie auch mit begrenzten personellen Ressourcen widerstandsfähig bleiben.
4. Über den Tellerrand hinaus: Lieferkette als Sicherheitsrisiko
Cyberangriffe treffen nicht nur das eigene Unternehmen – auch unsichere Partner und Lieferanten können zur Schwachstelle werden. Ransomware-Angriffe oder Datenlecks bei Zulieferern können auch KMUs infizieren und zu erheblichen Schäden führen. Unternehmen sollten daher Mindestanforderungen an die IT-Sicherheit ihrer Partner stellen, beispielsweise Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), regelmäßige Audits oder Sicherheitszertifizierungen. Eine einfache Sicherheits-Checkliste kann helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und Schwachstellen zu minimieren. Denn Cybersicherheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe – der Schutz der eigenen IT reicht nicht aus, wenn Zulieferer zur Schwachstelle werden.
5. Cyber-Versicherung: Der Rettungsanker in der Krise
Ein Cyberangriff kann immense Kosten verursachen. Ob Betriebsunterbrechung, Datenverlust oder Erpressung durch Ransomware – eine Cyber-Versicherung hilft, finanzielle Schäden abzufedern. Viele Policen bieten zudem Unterstützung durch IT-Forensiker, Rechtsberatung und Krisenkommunikation. Unternehmen sollten prüfen, welche Risiken für sie besonders relevant sind, und sich entsprechend absichern.
Fazit: Handeln, bevor es zu spät ist
Ein proaktiver Ansatz mit IT-Inventur, regelmäßige Tests und die Expertise von beispielsweise MSSPs kann Unternehmen wirksam vor Cyberangriffen schützen. Cyber-Versicherungen, Schulungen und Simulationen stärken außerdem die Abwehrfähigkeit. Zudem sollten Schwachstellen frühzeitig erkannt und behoben werden. Cybersicherheit ist ein kontinuierlicher Prozess – nur wer sich rechtzeitig vorbereitet, kann im Ernstfall schnell und effektiv handeln.