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Corey E. Thomas : „ Ich glaube an lebenslanges Lernen“

April 2023 von Sabine Kuch, IT&Technology Communication Consultant

Interview mit Corey E. Thomas, Chairman & CEO von Rapid7 und jetzt auch Mitglied des US-amerikanischen National Security Telecommunications Advisory Committee

Corey E. Thomas, Chairman & CEO von Rapid7

Corey Thomas ist der CEO von Rapid7 sowie der Vorsitzende des Vorstands. Im Jahr 2021 wurde Corey Mitglied des „Council on Foreign Relations“ und wurde zum Direktor der Klasse C und stellvertretenden Vorsitzenden der Federal Reserve Bank of Boston ernannt. Außerdem ist er Mitglied des Verwaltungsrats von Blue Cross Blue Shield of Massachusetts, des Verwaltungsrats von LPL Financial und des Stiftungsrats der Vanderbilt University. Er ist ein aktiver Angel-Investor für Technologieunternehmen, Berater für Organisationen, die sich im technologischen Wandel befinden, und ein gefragter Redner und Diskussionsteilnehmer. Zuvor war er Mitglied des Beratergremiums für die digitale Wirtschaft des US-Handelsministeriums (Digital Economy Board of Advisors).

Sabine Kuch: Sie beraten US-Präsident Joe Biden in Fragen der IT-Sicherheit, wie sind hier Ihre Erfahrungen?

Corey E. Thomas:In der Politik ist es ähnlich wie in Unternehmen, der Ruf nach strengen Regulierungen für eine optimale Sicherheit steht im Kontrast zum Arbeitsalltag in Industrie und Wirtschaft. Wir dürfen die IT-Abteilungen nicht in administrativen Prozessen ersticken und lähmen. In Deutschland tritt demnächst das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 in Kraft. Mit unserem Innovationskonzept der intelligenten Sicherheitsorchestrierung und -automatisierung bieten wir Unternehmen und Organisationen aus dem KRITIS Umfeld hoch performante Lösungen zur Absicherung hybrider Netzwerke. Unsere erfahrenen Experten stehen den Unternehmen bei der Planung, Umsetzung und Kontrolle der Maßnahmen zur Seite, dazu gehört auch ein entsprechendes Monitoring und Reporting. So entlasten wir unsere Kunden vor administrativer Arbeit, die das Tagesgeschäft aufhält.

Sabine Kuch: Corey, was war das Ziel Ihres Besuchs in Deutschland?

Corey E. Thomas: Deutschland ist gekennzeichnet durch seinen erfolgreichen Mittelstand, oftmals Familienunternehmen mit einer langen Tradition. Hier ist das Thema Vertrauen immer noch sehr wichtig, man wünscht sich in dem sensiblen Feld der IT-Security einen vertrauensvollen Geschäftspartner der gleichzeitig die passende technologische Expertise aufweist, das bietet Rapid7. Mit unserer deutschen Niederlassung unter der Leitung von Georgeta Toth, sind wir seit einigen Jahren in der Nähe von München aktiv und verzeichnen ein sehr dynamisches Wachstum im DACH-Markt. Wir haben unsere Cloud-Kapazitäten in unserem Rechenzentrum in Frankfurt deutlich erweitert und sind auf eine schnelle Expansion vorbereitet. Aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen ist das Bewusstsein für Cybersicherheit bei den Unternehmen deutlich gestiegen.

Sabine Kuch: Welche Argumente sprechen für eine Investition in Cybersicherheit?

Corey E. Thomas: In vielen Branchen werden die Anforderungen an die IT-Sicherheit von Verbänden oder der Regierung definiert, beispielsweise TISAX in der Automobilbranche oder diverse Verordnungen zum Schutz kritischer Infrastrukturen. Außerdem fordern Versicherungskonzerne beim Abschluss einer Cybersecurity-Versicherung einen Nachweis, dass geeignete Maßnahmen für den Schutz unternehmenskritischer Daten umgesetzt werden. Bei vielen Unternehmen herrscht aber immer noch die Haltung „mich erwischt es schon nicht“, man investiert lieber in andere Unternehmensbereiche, die einen messbaren Vorteil erzielen. Welch dramatischer finanzieller Verlust und Imageschaden durch eine Cyberattacke entstehen können, wirkt fiktiv. Deshalb ist es unser Ziel in unserer Kommunikation, neben den IT-Experten, auch das Management anzusprechen und Aufklärung und Beratung zu leisten.

Sabine Kuch: Gibt es die perfekte IT-Sicherheit?

Corey E. Thomas: Leider nein, dazu ist das Thema zu dynamisch. Zero compromise ist nicht realisierbar. Aber durch geeignete Maßnahmen kann man das Risiko, Opfer einer Attacke zu werden, deutlich verringern und wenn dies doch geschehen sollte, dann ist man auf solch eine Situation vorbereitet, die Auswirkungen sind deutlich weniger schmerzhaft, man behält die Kontrolle über die eigene Infrastruktur. Mit unserem Schwachstellenmanagement identifizieren und beheben unsere Kunden, mithilfe priorisierter Empfehlungen, die Schwachstellen, die sich am drastischsten auf die Gefährdungslage auswirken. Mit unseren weltweit erhobenen Daten können sich IT-Verantwortliche über die neuesten Bedrohungen informieren und frühzeitig entgegenwirken. Bei Änderungen der Bedrohungslage werden die Logik und die Regeln unserer Lösungen automatisch aktualisiert, das entlastet die IT-Abteilung.

Sabine Kuch: In Deutschland wird aktuell sehr intensiv über den Fachkräftemangel diskutiert – wie begegnen Sie dieser Entwicklung?

Corey E. Thomas: Im Bereich Cybersecurity sind wir weltweit auf der Suche nach Talenten. Unsere Industrie bietet dabei Quereinsteigern immer noch ausgezeichnete Chancen, denn wenn die Begeisterung für unser Anliegen besteht – den Schutz unserer Kunden vor kriminellen Cyberattacken – dann können viele Kenntnisse durch Berufspraxis und Selbststudium erworben werden. Wichtig ist es immer, egal ob die neuen Mitarbeitenden als Quereinsteiger kommen, oder aus einer dualen Ausbildung oder von einer Universität, dem Newcomer eine erfahrene Person an die Seite zu stellen. So kann man voneinander lernen. Wir arbeiten in verschiedenen Organisationen und mit Hochschulen, um das Interesse an unserem Berufsfeld zu wecken und Nachwuchs zu fördern.
Sie bieten eine Insight-Plattform mit sechs Modulen, was sind die wesentlichen Vorteile?
Wir treiben mit unserer Insight-Plattform die IT-Sicherheit über die Module Transparenz, Analysen und Automatisierung voran. Sie umfasst automatisierte und orchestrierte Lösungen für Prävention, Erkennung und Reaktion sowie ein umfassendes Portfolio an Managed Services. Mit Rapid7 integrieren unsere Kunden das Thema Sicherheit in den Zyklus von Software-Entwicklung und IT-Betrieb und ermöglichen so eine nahtlose und effiziente Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Security und Operation. Das weltweite Rapid7 Netzwerk von Sicherheitsforschern und -analysten veröffentlicht zudem detaillierte Berichte zu allen Bereichen der Cybersicherheit, das sind wertvolle Informationen zur Planung und Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen im lokalen Netzwerk und in der Cloud.

Sabine Kuch: Warum setzen Sie auf ein Open Source Modell?

Corey E. Thomas: IT-Sicherheit ist eine Herausforderung, die dynamisch ist, wir sind in einer ständigen Transformation, die wir trotz ausgezeichneter Mitarbeiter nicht allein bewältigen können und wollen. Durch einen breiten Zugang zu Tools und Daten können wir die Sicherheitsbranche als weltweites Team voranbringen. Wir engagieren uns für die Open-Source-Gemeinschaft mit Hunderttausenden von aktiven Mitwirkenden aus der gesamten Sicherheitsbranche. Zum Beispiel Metasploit, das weltweit meistgenutzte Framework für Penetrationstests, das seit 2009 in Zusammenarbeit zwischen der Open-Source-Community und Rapid7 entwickelt wird, hilft Sicherheitsteams bei der Überprüfung von Schwachstellen, bei der Verwaltung von Sicherheitsbewertungen und bei der Verbesserung des Sicherheitsbewusstseins.
Ein weiteres Beispiel: Rapid7 hat 2020 AttackerKB gegründet, diese Community-gesteuerte Plattform ermöglicht es Sicherheitsexperten, Informationen über Schwachstellen auszutauschen, so dass sie die Auswirkungen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie ausgenutzt werden, besser verstehen können.

Sabine Kuch: Welche neuen Gefahren für die IT-Security gehen von AI aus?

Corey E. Thomas: Das Thema Artificial Intelligence wird aktuell sehr in den Medien gehypt, ich würde schon fast sagen over-hyped. Aber natürlich ist das Thema für viele Menschen nicht greifbar und das erzeugt Angst. Im Hinblick auf IT-Sicherheit werden Phishing Attacken, die man früher noch an der schlechten Rechtschreibung erkannte, natürlich viel überzeugender und perfider. Cyberkriminelle werden neue Technologien für ihre Zwecke nutzen, beispielsweise für die Automatisierung von Attacken, aber die „Cyber-Polizei“ wird ebenfalls die Möglichkeiten von AI für die Abwehr neuer Bedrohungsszenarien nutzen. Hier wird es zu einer Automatisierung von Prozessen kommen, die auch durch weniger geschulte IT-Mitarbeiter gemanagt werden können, die IT-Experten können sich wiederum komplexeren Sicherheits-Aufgaben widmen. Ein ständiger Zyklus…

Sabine Kuch: Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?

Corey E. Thomas: Ich glaube an lebenslanges Lernen. In der IT-Branche stehen wir nie still, es gibt immer Veränderungen, Software- und Hardware-Innovationen, neue Kollaborations-Möglichkeiten durch virtuelle Teamarbeit, lokale, nationale und globale Herausforderungen, denen wir uns als Unternehmen stellen müssen. Das können wir am besten als agiles Team, deshalb ist Diversität auch eine zentrale Säule unseres Erfolgs. Die richtige Mischung ist entscheidend. Wir wachsen organisch aber auch durch Akquisitionen, jeder Change Prozess erweitert den eigenen Horizont. Persönlich versuche ich das Gespräch mit unterschiedlichen Zielgruppen zu führen, war ich früher ein eher scheuer Ingenieur, bin ich heute gerne unter Menschen und tausche mich aus. Mein berufliches und privates Netzwerk ist sehr vielfältig und ich möchte offen bleiben für neue Begegnungen. Auch reisen, wie mein Besuch in Deutschland, bildet und erweitert den Horizont.


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